Mundmotorik + Atmung = Sprechen

Experten-Beitrag zum Thema Sprache und Atmung

Zum Sprechen müssen die Atmung und Mundmotorik Deines Kindes gut funktionieren.

Dieser Beitrag wurde in Kooperation mit Patricia Pomnitz, Logopädin und Therapiewissenschaftlerlin (M.Sc), Dozentin und Autorin, verfasst. Über ihren Blog Sprachgold und Videokurs gibt Sie Tipps rund um den Spracherwerb von Kindern.

Sprache am Hals erfühlen

Schauen wir uns den innerlichen Vorgang des Sprechens genauer an: Beim Sprechen passiert nicht nur etwas in unserem Mund, sondern der ganze Körper muss etwas leisten! In unserem Hals sitzt der Kehlkopf. Du/dein Kind kannst ihn spüren, wenn du mit der Hand deinen vorderen Hals ertastest. Lasse deine Hand dort und nun schlucke. Du wirst merken, dass sich dabei etwas Knorpeliges rauf und runter bewegt – das ist der Kehlkopf. Und da drinnen liegen unsere Stimmlippen.

Wenn wir einatmen, gehen die Stimmlippen wie ein V auf, sodass die Luft in unseren Brustkorb und Bauch strömen kann. Probiere es gemeinsam mit deinem Kind aus: Sprecht ein langes /aaaaaaaaa/ und haltet die Hand dabei vor den Mund; ihr spürt, wie die Luft, die ihr eingeatmet habt, wieder aus dem Mund herausströmt. Die Ausatemluft bringt unsere Stimmlippen zum Schwingen – sie gehen schnell auf und zu – und dabei entsteht ein Ton.

Wir können diesen Ton verändern, je nachdem welche Bewegungen wir mit unserem Mund – den Lippen, der Zunge, den Wangen machen und wie locker oder angespannt unser Hals und Körper ist. Probiert es gemeinsam aus; atmet ein und beim Ausatmen formt mit den Lippen abwechselnd ein A-O-A-O. Ihr könnt dabei den Kopf einmal hängen lassen während des Tönens und ein anderes Mal ganz fest die Hände zu Fäusten ballen. Merkt ihr den Unterschied?

Spielerische Atemübungen trainieren die Mundmotorik

Um die Wahrnehmung und Koordination von Atmung und Mundmotorik zu Hause zu unterstützen, habe ich dir ein paar Atemübungen aus dem Kinderyoga zusammen gestellt, mit denen du mit deinem Kind spielerisch ,üben‘ kannst.

Kinder lieben es, sich in Tiere zu verwandeln. Diese Vorliebe können wir perfekt nutzen, um ihnen verschiedene Atemübungen näher zu bringen. Die ,tierischen‘ Lippen- und Zungenübungen machen nicht nur Spaß, sie helfen deinem Kind dabei genügend Muskelspannung rund um den Mund aufzubauen und die Beweglichkeit der Zunge zu stärken. Denn gute Zungenbeweglichkeit mit ausreichender Muskelspannung sind wichtige Grundlagen für die Kiefer- und die Sprechentwicklung.

Nimm dir einen Moment mit deinem Kind Zeit und versuche die Übungen so langsam, wie möglich auszuführen. So kann dein Kind besser wahrnehmen, was bei den verschiedenen Atmungen in seinem Körper und speziell rund um seinen Mund passiert.

Pony-Atem

Spannungen im Gesicht lösen und die Durchblutung fördern geht ganz einfach mit dieser kleinen Übung. Stelle oder setze dich gerade hin. Nun stell dir vor, du bist du ein wildes Pony und fühlst dich richtig wohl! Atme durch die Nase alle Luft aus, bis es nicht mehr geht. Nun atme ganz tief durch die Nase wieder ein. Lass die Lippen locker aufeinander liegen und stoße die Luft kräftig durch den Mund aus, so dass die Lippen flattern und ein lautes ,Ppppppffffff‘ ertönt! Dabei kann es passieren, dass es rund um deinen Mund, bis zur Nase, beginnt zu kribbeln. Genieße das Gefühl und spüre kurz nach, wo es überall kribbelt und wie sich deine Lippen entspannen. Und wenn du magst, kannst du danach direkt losgaloppieren.

Schlangen-Atem

 

Dieser entspannende Zischlaut bringt dich ganz schnell zur Ruhe: Setze dich bequem mit geradem Rücken hin und leg deine Hände auf deinen Bauch. Atmen nun tief durch deine Nase ein und spüre, wie dein Bauch immer dicker wird. Atme langsam aus und fühle, wie dein Bauch wieder kleiner wird. Nun stell dir vor, du bist eine elegante, große Schlange. Atme noch einmal tief durch deine Nase ein. Atme nun durch den Mund aus und versuche dabei das zischende Geräusch einer Schlange nachzumachen. Versuche das Zischen möglichst lange auszuhalten, bis keine Luft mehr in deinem Bauch ist.

Löwen-Atem

Achtung, diese Übung wird laut! Denn brüllen wie ein Löwe löst Spannungen im Brustbereich und im Gesicht, verbessert die Stimme und baut Stress ab.

Setz dich in den Fersensitz und lege die Handflächen mit gespreizten Fingern auf deine Knie. Lass deine Schultern nach unten sinken. Hole tief Luft durch die Nase. Beim Ausatmen lehnst du dich etwas nach vorn. Dabei öffnest du deine Augen ganz weit und streckst deine Zunge so weit wie möglich raus. Natürlich darfst du dabei auch ein richtig lautes Löwenbrüllen erklingen lassen.

Hast du Lust bekommen, diese Atemübungen selbst oder mit deinem Kind auszuprobieren? Dann kannst du sie dir direkt hier als PDF downloaden und ausdrucken.

Natürlich können diese Atemübungen nur ein unterstützendes Hilfsmittel sein, um die Mundmotorik deines Kindes zu entwickeln. Solltest du bemerken, dass dein Kind nicht altersgerechte Sprachentwicklungsstörungen zeigt, dann wende dich bitte an einen Logopäden/din.

Weitere hilfreiche Tipps und Informationen rund um Logopädie für und mit Kindern findest du auch auf Patricias Blog ,Sprachgold’.

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